Die deutsche Seele by Thea Dorn

Die deutsche Seele by Thea Dorn

Autor:Thea Dorn
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-25T23:00:00+00:00


Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöten

Freund, Freund und Feind ins Grab

Versammleten, und mir zu Ehren krähten

Von einer Leich’ herab?

Was hülf mir Krön’ und Land und Gold und Ehre?

Die könnten mich nicht freun!

‘s ist leider Krieg - und ich begehre

Nicht schuld daran zu sein!

>• German Angst, Grenzen, Grundgesetz, Puppenhaus, Wiedergutmachung

Kulturnation

Das meiste, was die Französische Revolution auf die Tagesordnung brachte, scheidet heute noch die Geister. Zu ihren großen Themen gehört, und das wird viel zu selten betont, die Nation. Das hin und wieder irreführende Dreigestirn »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« bezieht sich stets auch auf diese. Die Nation wird zum Instrument des ersten modernen Diktators in Europa: Napoleon. Er hat sich ungebeten zum Garanten der Bürgerrechte erklärt und, damit keine Zweifel aufkommen konnten, das bürgerliche Gesetzbuch sogleich in »Code Napoleon« umbenannt. Er wollte damit sagen: Die Revolution bin ich.

Deutschland, in dem bis dahin mitunter wortgewaltig die Zerstückelung des Alten Reichs, die vielbeschworene Kleinstaaterei, beklagt wurde, die Staatsnation aber höchst selten anvisiert war, hatte angesichts der napoleonischen Übermacht ein akutes Problem der Mobilisierung zur Verteidigung des Vaterlands.

Was sollte man als Deutscher denn auch verteidigen? Den Ordnungsstaat Preußen, den habsburgischen Josephinismus, und das gegen ein Frankreich des Code Napoleon? Deutschland war nicht nur zerrissen wie eh und je, es hatte sich weitgehend mit seiner politischen Unübersichtlichkeit abgefunden.

So ließ man den misslichen Begriff des »Politischen« einfach weg und erklärte die »Kultur« zum Maßstab alles Deutschen. Der Kult um die Kulturnation nahm allerdings in der Zeit vor Napoleon seinen Anfang. Als die Weimarer Klassiker um Goethe und Schiller an ihrem Musenhof Weltbürgertum und Kulturnation ins Gespräch brachten, konnten sie sich auf die Aufklärer Herder und Lessing stützen. Das war, von Weimar aus betrachtet, nicht bloß eine Einladung an die deutsche Öffentlichkeit, sich mit den Verhältnissen zu arrangieren, sondern auch der Versuch, sich selbst an die Spitze eines neu gestalteten Selbstbewusstseins zu bringen. Es war eine Gelehrtenrepublik, die es vorsichtig vermied, sich als solche zu bezeichnen. Die Nation ohne Staat sollte den Dichtern und Denkern dienen. Die beiden federführenden Weimarer haben dies auf den Punkt gebracht.

Zuerst Schiller, in einer fragmentarischen Prosaskizze zu einem Gedicht, das allerdings postum erschien. Goedeke, der Herausgeber, gab ihm den Namen Schiller erklärt dem Weimarer Musenhof die Kulturnation.



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